Glücklicher­weise stecken das tradi­tionelle Vate­rbild ebenso wie der patriar­chale Kanon der Kunst­geschichte in einer Krise. Damit das weiter­hin so bleibt, sucht die Ausstellung nach neuen Vater­figuren, queeren Genea­logien und künst­lerischen Aneignungen väter­licher Vorrechte und Über­bleibsel. Die künstler­ischen Arbeiten berühren biolo­gische, entkörper­lichte, kanon­kritische, digi­tale und sexy Seiten von Nachkommen­schaft und ermöglichen eine Neube­schreibung der Vorbilder und auch mensch­licher Körper.

I will be your father figure I have had enough of crime, I will be the one who loves you, till the end of time. — so tröstet uns George Michael seit 1987 und es stellen sich oft schmerz­volle Fragen: Was kann eine Vater­figur sein? Was passiert mit unseren Vätern, dem Vater­unser oder Vater Staat? Welche Figuren der Kunst­geschichte wurden als Mentor_innen unterschätzt, nur weil sie nicht weiß, männlich und/oder hetero­sexuell waren? Wie lösen sich erbau­liche Eigen­schaften einer Vaterfigur vom Körper des biolo­gischen Erzeugers? Und welche entkörper­lichten, digi­talen und stärkenden Genea­logien erwachsen daraus?

Ausgangs­punkt des Projektes ist die Annahme, dass sich die wenigsten Menschen ohne Autori­tät oder Vorbilder aus­schließ­lich aus der eigenen bruch­stück­haften Subjek­tivität entwickeln. Daher verab­schieden sich die Kurator_innen — goodbye Familie als Repro­duktions­verband, goodbye Väter der Moderne, goodbye Vater­schaft nur für hetero­sexuelle Männer. Stattdessen schauen sie von unten herab und von oben herauf und suchen Vater­figuren, die symbolisch und beweglich ihre Wahl­verwand­schaft anbieten.

Die Ausstellung versammelt Kunst­werke, Reliquien des Alltags, potentielle neue Vorbilder, Perfor­mances, Vorträge, Analysen, Salons und Befreiungs­rituale, die sowohl Bedürf­nisse des Bewunderns und Auf­schauenes wagen als auch erlauben diese gänz­lich abzulegen.